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Wenn es um Impfungen geht - warum sprechen manche Menschen von "wissenschafts- bezogenem Populismus"?

Wissenschaft und Wissenschaftler*innen gehören zu einer böswilligen Elite, die sich vom einfachen Volk abhebt.

Es ist bekannt, dass die politische Einstellung von Menschen ihre Einstellung gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen beeinflusst, vor allem wenn die Themen politisch aufgeladen sind. Impfungen im Speziellen wurden in vielen Ländern zum Politikum gemacht.

Zahlreiche Untersuchungen haben ergeben, dass weltweit Menschen mit rechten politischen Ansichten wissenschaftliche Erkenntnisse eher ablehnen als Menschen im linken Spektrum. Im Falle von Impfungen ist der Zusammenhang eher gering und äußert sich auf unterschiedliche Weise.

Der Widerstand gegen Impfungen in europäischen Ländern, inklusive Deutschlands, hängt mit Nationalismus, Rechtspopulismus sowie individualistischen und hierarchischen Weltanschauungen zusammen. Politisch motivierter Widerstand gegen Impfungen kann besonders heftig ausfallen, wenn eine Impfpflicht verhängt wird.

Dieses Thema greift ein populistisches Weltbild auf und stellt Wissenschaftler*innen und Kliniker*innen als Teil einer elitären Gruppe dar, die dem einfachen Volk feindlich gegenübersteht.

Ausgehend von diesem Thema wird über Ungleichheit bei der Impfstoffversorgung gesprochen und argumentiert, dass Impfstoffe zu neuen gesundheitlichen Ungleichheiten führen.

Ist da was Wahres dran?

Es ist verständlich, dass manche Menschen ein negatives Bild von Wissenschaftler*innen haben. Sie mögen wie eine mysteriöse und elitäre Gruppe erscheinen, die "die Wissenschaft" produziert, auf die sich Politiker*innen berufen. Leider kommunizieren Wissenschaftler*innen nicht immer so, dass alle Menschen ihre Erkenntnisse verstehen. Der eingeschränkte Zugang zu Forschungsergebnissen und veröffentlichten Studien verstärkt den Eindruck, dass wissenschaftliche Forschung nur einer kleine Elite vorbehalten ist.

Was könnte ich zu einer Person sagen, die sich auf diese Überzeugung versteift hat?

Der Dialog zwischen Patient*innen und Fachleuten des Gesundheitswesen ist am erfolgreichsten, wenn er von Empathie geleitet wird. Es ist wichtig, Patient*innen die Möglichkeit zu geben, ihre Einstellung zu erklären und Verständnis dafür zu zeigen. Deshalb müssen wir verstehen, welche Ursachen hinter den geäußerten Meinungen stecken. Die Ursache für die Einstellung einer Person nachzuvollziehen, bedeutet nicht, dass wir mit allen Einzelheiten ihrer Argumente einverstanden sein müssen. In diesem Fall können wir Folgendes anerkennen:

Es ist verständlich, dass manche Menschen ein negatives Bild von Wissenschaftler*innen haben. Sie mögen wie eine mysteriöse und elitäre Gruppe erscheinen, die "die Wissenschaft" produziert, auf die sich Politiker*innen berufen. Leider kommunizieren Wissenschaftler*innen nicht immer so, dass alle Menschen ihre Erkenntnisse verstehen. Der eingeschränkte Zugang zu Forschungsergebnissen und veröffentlichten Studien verstärkt den Eindruck, dass wissenschaftliche Forschung nur einer kleine Elite vorbehalten ist.



Nachdem wir mit dieser (teilweisen) Zustimmung die Weichen gestellt haben, können wir im nächsten Schritt den spezifischen Irrglauben der Patientin oder des Patienten korrigieren.

Die "wissenschaftliche Gemeinschaft" ist eine sehr vielfältige Gruppe von Fachleuten, in der Menschen aus vielen Disziplinen und Kulturen zusammenarbeiten, Ergebnisse austauschen und, wenn möglich, zu einem Konsens kommen. 

Wissenschaftler*innen unterscheiden sich nicht so sehr vom Rest der Gesellschaft. Sie haben die gleichen Sorgen und sind gleichermaßen von politischen Entscheidungen betroffen.

In der Tat haben Wissenschaftler*innen oft große Probleme mit der Politik, weil einige Forschungsergebnisse für etablierte Machtstrukturen oder mächtige Industrien unbequem sind. Die Tabakindustrie hat sich jahrzehntelang gegen die medizinische Wissenschaft gewehrt, und die Industrie für fossile Brennstoffe widersetzt sich derzeit der Klimawissenschaft.

Wissenschaftlicher*in zu sein, ist das Ergebnis eines jahrzehntelangen Ausbildungsprozesses, genau wie jeder andere Beruf, der eine mehrjährige Ausbildung erfordert. Es macht keinen Sinn, ein "wir gegen sie"-Denken zu übernehmen, wenn die akuten Probleme uns alle betreffen. Wir sitzen alle im selben Boot.

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