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Wenn es um Impfungen geht - warum sprechen manche Menschen von "Ablehnung von Modernität"?

Moderne Technologien sollten im Alltag vermieden werden.

Es ist bekannt, dass die politische Einstellung von Menschen ihre Einstellung gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen beeinflusst, vor allem wenn die Themen politisch aufgeladen sind. Impfungen im Speziellen wurden in vielen Ländern zum Politikum gemacht.

Zahlreiche Untersuchungen haben ergeben, dass weltweit Menschen mit rechten politischen Ansichten wissenschaftliche Erkenntnisse eher ablehnen als Menschen im linken Spektrum. Im Falle von Impfungen ist der Zusammenhang eher gering und äußert sich auf unterschiedliche Weise.

Der Widerstand gegen Impfungen in europäischen Ländern, inklusive Deutschlands, hängt mit Nationalismus, Rechtspopulismus sowie individualistischen und hierarchischen Weltanschauungen zusammen. Politisch motivierter Widerstand gegen Impfungen kann besonders heftig ausfallen, wenn eine Impfpflicht verhängt wird.

Dieses Thema umfasst Argumente, welche von bestimmten Gruppen vorgebracht werden, die moderne Praktiken ablehnen. Darunter etwa Mennonit*innen (z. B. Amish und Hutterer) sowie Haredi-Jüdinnen und -Juden.

Obwohl Impfungen nach deren theologischen Vorstellungen nicht direkt verboten sind, führen diese Gemeinschaften ein Leben ohne moderne Technologien. Dementsprechend verzichten sie in der Regel auch auf medizinische Errungenschaften wie Impfungen.

Ist da was Wahres dran?

Moderne Technologien sind nicht automatisch gut. In manchen Fällen können Technologien schädliche Auswirkungen haben und sind daher derzeit streng reguliert, wie z. B. die Kernkraft. Aus gutem Grund - schließlich können solche Technologien mit guten oder mit schlechten Absichten eingesetzt werden.

Wir alle haben das Recht, unseren eigenen Lebensstil frei zu wählen. Deshalb sollten wir Menschen respektieren, die sich freiwillig dafür entscheiden, technologische Innovationen nur eingeschränkt zu nutzen. Derartige Lebensstile haben mitunter sogar positive Auswirkungen, z. B. mehr körperliche Aktivität oder bedeutsamere zwischenmenschliche Beziehungen.

Was könnte ich zu einer Person sagen, die sich auf diese Überzeugung versteift hat?

Der Dialog zwischen Patient*innen und Fachleuten des Gesundheitswesen ist am erfolgreichsten, wenn er von Empathie geleitet wird. Es ist wichtig, Patient*innen die Möglichkeit zu geben, ihre Einstellung zu erklären und Verständnis dafür zu zeigen. Deshalb müssen wir verstehen, welche Ursachen hinter den geäußerten Meinungen stecken. Die Ursache für die Einstellung einer Person nachzuvollziehen, bedeutet nicht, dass wir mit allen Einzelheiten ihrer Argumente einverstanden sein müssen. In diesem Fall können wir Folgendes anerkennen:

Moderne Technologien sind nicht automatisch gut. In manchen Fällen können Technologien schädliche Auswirkungen haben und sind daher derzeit streng reguliert, wie z. B. die Kernkraft. Aus gutem Grund - schließlich können solche Technologien mit guten oder mit schlechten Absichten eingesetzt werden.

Wir alle haben das Recht, unseren eigenen Lebensstil frei zu wählen. Deshalb sollten wir Menschen respektieren, die sich freiwillig dafür entscheiden, technologische Innovationen nur eingeschränkt zu nutzen. Derartige Lebensstile haben mitunter sogar positive Auswirkungen, z. B. mehr körperliche Aktivität oder bedeutsamere zwischenmenschliche Beziehungen.



Nachdem wir mit dieser (teilweisen) Zustimmung die Weichen gestellt haben, können wir im nächsten Schritt den spezifischen Irrglauben der Patientin oder des Patienten korrigieren.

Impfen ist eine sehr alte Praxis und war in China und Indien schon vor 1.000 Jahren üblich. Der technologische Fortschritt hat viele Krankheiten ausgerottet und die Lebenserwartung der Menschen um mehrere Jahrzehnte erhöht. Impfungen haben mehr Leben gerettet als jede andere medizinische Erfindung - und auch Menschen, die den technologischen Fortschritt nicht befürworten, profitieren von Impfungen.

Kaum ein alternativer Lebensstil kommt ohne bestimmte grundlegende technologische Errungenschaften aus. Viele Innovationen dienen dazu, das Leben der Schwächsten zu schützen - und eine Immunisierung gegen gefährliche Krankheiten ist genauso unverzichtbar wie Elektrizität, sauberes Trinkwasser oder Telefonkommunikation. Kein Lebensstil ist heilig, unveränderlich oder von Natur aus gut - wie wir leben, kann sich ständig verändern, je nach unseren Bedürfnissen und ethischen Standards.

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